Passen oder nicht passen - Frage des Geschmacks!
Liebe Jessica,
habe zunächst herzlichen Dank für Deine Offenheit, daß Du Dich mit Deinem wahren Gesicht hier vorstellst und uns an Deiner Entscheidung teilnehmen läßt! Somit wage ich es, im folgenden mich mit Deiner Frage auseinanderzusetzen:
1. Kausalität
Im Grunde genommen hast Du Dich bereits für diese Schuhe entschieden, das ist auch richtig und gut, denn in allererster Linie müssen sie D i r gefallen! Somit hängt Deine Kaufentscheidung nicht von dem Ergebnis unserer hier eingehenden Antworten ab, das zeitliche Vorgehen lief so ab, daß Deine Entscheidung bereits getroffen worden ist. Immerhin bestünde die Möglichkeit, bei einem Kauf durch Versandhandel die Ware ohne Begründung zurückzugeben, den Kaufvertrag zu stornieren. Vielleicht hast Du diese Möglichkeit erwogen, nachdem Du uns erst im Nachhinein hier um unsere Meinungen gefragt hast.
2. Typfindung
Deine Frage nach dem "zu meinem Typ passen", so lapidar sie erscheinen mag, mündet letzten Endes in eine Einteilung nach Kategorien: Was paßt zu wem? Um diese Frage anzugehen, steht wohl zunächst einmal an zu klären, was im Zusammenhang mit der Fragestellung unter "Typ" zu verstehen sei. Eigentlich müßte ich mich jetzt der Mühe unterwerfen, das gesamte Forum hier nach Deinen Beiträgen abzusuchen, die Beiträge lesen, sie unter dem Gesichtspunkt der persönlichen Merkmale zu analysieren, um schließlich zu einem Urteil zu kommen, welcher Natur Deine Persönlichkeit sein könnte, welcher "Typ" sich dabei herauskristallisiert. Indes unterwarf ich mich nicht dieser doch recht umfangreichen Untersuchung, sondern gege, wie es bereits Vorredner wohl implizit als Maßstab zu Grunde legten, rein von dem äußeren Erscheinungsbild der Persönlichkeit aus, ohne die inneren Werte mit einzubeziehen; eine genau genommen unzulässige Einschränkung, denn gerade die nicht sichtbaren Eigenschaften des Menschen können eine entscheidene Rollen spielen bei der Beurteilung, in welcher Weise Anschaffungen zu dem Wesen des betreffenden Menschen "passen". Sicherlich ist die Typfindung im Zusammenhang mit dem Kauf von Schuhen hinsichtlich der Charaktermerkmale nicht so schwerwiegend, als wenn beispielsweise ein handwerklich ungeschickter Mensch sich ein baufälliges altes Haus kauft, dennoch wären die "inneren Werte", das Empfinden auch beim Schuhkauf wichtig: Immerhin handelt es sich hier ja nicht um irgend welche Treter, die rein vom äußeren Erscheinungsbild des Trägers zu beurteilen sind, vielmehr vollzieht der Eigentümer mit dem Anlegen nicht nur eine körperliche Erhöhung, sondern auch eine innerliche, die Erhöhung der Gefühle, aus dem einheitlichen Erscheinungsbild des "einfachen Mannes auf der Straße" herauszutreten und einzutreten in eine Stimulation, verbunden mit der erforderlichen Konzentration des Bewegungsablaufs bis hin zur erhöhten Muskelaktivierung in fast allen körperlichen Bereichen, von den Zehen bis zu den Schulterblättern. Somit gehören zu der Erstellung des Typprofils durchaus die nicht direkt sichtbaren Werte Gesundheit, Ausdauer, Kraft, Koordinationsfähigkeit des Bewegungsablaufs, wobei der Übergang zur reinen Körperlichkeit fließend erfolgt wie die der Größe und des Gewichts. Da wir nun lediglich Dein liebes Gesicht kennen, was ja bereits wesentlich mehr als üblich ist, nicht aber die körperliche Erscheinung, geschweige die ganzheitliche Persönlichkeit, komme ich zu dem Ergebnis, daß es mir nicht gelingen kann, überhaupt Deinen "Typ" zu erkennen. Das soll mich indes nicht abhalten, eine Antwort auf die gestellte Frage zu ergründen, als ob ich zu einer Typisierung gelangt sei.
3. Kombinationsmöglichkeiten aufgrund des Typprofils.
Wenn es auch mir nicht gegeben ist, das Typprofil in unserem speziellen Fall zu erstellen, so gilt es ganz allgemein zu untersuchen, in wie weit einem speziellen Typ Dinge zugeordnete werden können, welche man gemeinhin mit "passend" zu bezeichnen pflegt. Neben der Typausbildung als solches, wobei ich ausdrücklich die psychologischen Kriterien hier mit einfließen lassen möchte, wie die Lust am besonderen, die Überwindungsstärke zum Auffallen, den Mut, höherer gesundheitlicher Gefahren ausgesetzt zu werden, spielt bei der Frage nach den "tragbaren" Schuhen schon rein äußerlich die Auswahl der Kleidung eine Rolle, hier speziell die des Beinkleides. Ich nehme an, daß landläufig die banale Fragestellung der Pässlichkeit sich fast 100-prozentig auf die ebenso banale Sichtweise der rein äußeren Kombinationsmöglichkeiten reduziert; somit überlasse ich diesbezüglich gerne den Experten das Urteil, in wie weit Frau zu schwarzen Schuhen blaue Hosen tragen darf. Überhaupt scheint mir die Frage der Pässlichkeit eher mit der Feststellung von Unpässlichkeiten zu beantworten, daß zu Stiefeletten eben keine Pumperhosen "passen" und so weiter, nun je, hier verlassen wir auf jeden Fall die Grundlage einer nüchtern-sachlichen Entscheidungsfindung, um endlich die philosophische Ebene zu erglimmen:
de gustibus non est disputandum - über Geschmack läßt sich n i c h t streiten, doch was soll das heißen, bedeutet das, daß jemand, wer auch immer, die Mehrheit der Gesellschaft, der ferne Modedesigner in Paris, festlegt, was Geschmack sei und damit zur undiskutierbaren Grundlage festlegt, was zu was kombiniert werden kann, einschließlich dessen, ob ein alter Mensch hi-Heels tragen darf (wie ich es tue), ob das "paßt", ob das Typ-Ding-Verhältnis dem entspräche, was als der "gute Geschmack" gemeinhin aufgefaßt wird? Ich finde, das Gegenteil ist der Fall, "de gustibus est disputandum", über Geschack läßt sich streiten, ich, i c h finde, daß es zu mir "paßt", wenn ich als 53-jähriger Mann, glücklicherweise jugendlich-schlank und beweglich geblieben, ab und an meine Hi-Heels unter den langen Jeansbeinen verstecke!