Spandau
Ich war vorgestern mal wieder bei meinen Eltern in Spandau. Wie fast immer statte ich dabei den Spandau Arcaden einen Besuch ab, diesmal auf der Suche nach einem Buch. Die Buchhandlung befindet sich im UG, ich fahre also mit der mittleren Rolltreppe nach unten. Während der Fahrt schaue ich mich um, mein Blick fällt auf die örtliche Filiale der Schuhkette 'Street -- tolle Schuhe' und sehe fliederfarbene Stiefeletten. Ich denke mir: "Oh, die neue Kollektion ist da, vielleicht haben sie ja auch mal was Nettes für Männer".
Meine Aufmerksamkeit wandert rüber nach links vorne, wo die Herrenschuhe üblicherweise geparkt wurden, finde aber nur Sportsneakers -- in Farben, die höchstwahrscheinlich nicht dem neuen Männermodetrend folgen Nicht, daß solche Farben unstattlich wären, ich erwarte sie einfach nur nicht -- naja, Rosa hatte ich bei Männern auch nicht erwartet, aber ich ging davon aus, daß meine Erwartungen nicht zweimal binnen 2 Jahren enttäuscht würden. Jedenfalls bildet sich so langsam eine Vermutung und ich muß anfangen zu grinsen. Ich betrete die Filiale, suche die Wände und Regale mit Blicken ab und wende mich dann an eine Verkäuferin mit der Frage nach Herrenschuhen. Sie entschuldigt sich, die Herrenschuhe seien auf andere Filialen verteilt worden, hier würden keine mehr geführt werden. Lachend versicherte ich ihr, daß mir das kein Problem sei und ging aus dem Laden.
Und die Moral von der Geschicht'? Wir Männer, die wir uns heute 'normal' einkleiden, werden bei der aktuellen Rate der Verkümmerung der Männergarderobe und des männlichen Interesses an Mode in ungefähr 30-40 Jahren als Paradiesvögel wahrgenommen werden, wie wir heute die Männer aus dem 70ern belächeln. Aber je weiter sich das entwickelt, desto leichter fällt auch der Tabubruch. Dann können Männer eine Revolution auf niedrigem Niveau beginnen. Damit kennen sich unsere Geschlechtsgenossen ja aus.
Entschuldigt bitte, ich wollte nicht wirklich rumjammern. Aber das Erlebnis läßt mich entweder weinen oder lachen. Und ich wollte Euch dran teilhaben lassen. Produzenten, Verkäufer und Konsumenten befinden sich im Moment in einem echt unangenehmen Teufelskreis. *seufz*
LG
Madinside
PS: Ich habe mir übrigens Endymion von Dan Simmons gekauft, 2 Romane in einem Band und mehr oder minder Nachfolger der Hyperion-Gesänge -- wer SF mag, wird seine helle Freude daran haben.