linos_12244806Ich argumentiere nicht mit Duden oder EU-Recht
Lieber Holinka,
Sprache ist sinnlos, wenn Begriffe nicht unterschiedliche Bedeutungen haben. 'Fetisch' hat eine sehr konkrete Bedeutung. Natürlich kann man von Bussen reden, wenn man Lkw meint, oder von Geflügel, wenn man Wild meint. Es ist nur der Kommunikation nicht sehr dienlich.
Desweiteren ist meine Frage immer noch nicht beantwortet: Wie, glaubst Du, wird sich was an der Zusammenstellung der Garderobe etwas ändern, wenn man es nicht einfach tut? Aus heiterem Himmel? Eine Botschaft aus dem Dornenbusch? Per gesetzlichem Dekret? Nein, man macht es, man tauscht sich darüber aus, man verbreitet die Kunde. Da, wo man Gleichgesinnte, Aufgeschlossene und Ratsuchende trifft. Und das ist unwiderlegbar auch hier.
Das muß nicht allen Leuten gefallen. Aber Mißfallen ist eine Sache, Beleidigungen und Unterstellungen eine andere. Ja, wir mögen Leuten auf die Nerven gehen, weil es ein Thema ist, mit dem sie nichts zu tun haben wollen. Aber es ist Mode. Wie auch Ed Hardy Mode ist, Leggings, Baggies, Ballerinas, Krawatten oder Hosenträger für die Frau. Man kann über Absatzschuhen an Männern nur sagen, daß es ungewöhnlich ist -- aber Fetisch? Nein!
Es ist der Versuch, der Herrengarderobe um ein wenig mehr Formenreichtum zu beschaffen. Es kann nur wiederholt werden: Sowas ist schon geschehen, es kann wieder geschehen. Warum die Abgrenzung? Der Fetischist zieht sexuelle Stimulation daraus, das ist nicht der Fall, der Crossdresser will nicht als Mann wahrgenommen werden, das ist nicht der Fall, der Schwule interessiert sich sexuell nur für Männer, das ist nicht der Fall (und eigentlich auch das Absurdeste). Diese Männer wollen keine sexuelle Stimulation, sie haben nur Freude daran, solche Schuhe zu tragen, und finden es schön. Es ist nicht ihre Absicht, ihre Wahrnehmung als Mann zu unterdrücken, kümmert sie aber auch nicht unbedingt -- Frauen werden ja auch nicht auf das femininste Outfit beschränkt. Und schon gar nicht wollen sie Sex mit anderen Männern.
Es ist einfach etwas anderes, etwas, was eben nicht in diese Kategorien paßt: der Wunsch nach modischer Freiheit. Der kann nerven, da (fast) alle gewohnt sind, Männer modisch gefesselt zu sehen, und offensichtlich auch sehr zufrieden damit.
Ja, es mag nerven. Es ist aber kein Grund auf das Fetisch-Forum oder ähnliches zu verweisen. Es ist ungewohnt und unkonventionell und entspricht vielleicht nicht dem gängigen Bild vom Mann. Aber das ist alles egal, denn es kann gut aussehen oder auch grausig. Und alle hier haben die Möglichkeit, daran mitzuwirken, daß es sich gut entwickelt, oder sie müssen eben damit leben, daß jede Menge Fehler gemacht werden und es grausig aussieht. Aber sich dagegen auflehnen?
Wieviele haben sich vor 10 Jahren gegen Handys gesperrt? Heute hat fast jeder eines. Sind die richtigen Argumente von damals heute etwa falsch? Nein, sie waren schon damals falsch. Entwicklungen & Veränderungen sind gut, embrace change. Wieviele alte Leute haben sich damals gegen die Hose an der Frau und die Frau auf der Arbeit gestellt. In ihrem Weltbild war das vollkommen in Ordnung. Hätten Sie schon damals recht gehabt mit ihrer Einstellung, dann hätten sie auch heute noch recht.
Ich lege nur nahe, das eigene Weltbild flexibel genug zu halten, daß man nicht eines Tages feststellen muß, von den Zeitenläuften überrannt worden zu sein. Man muß nicht alles mitmachen, aber zumindest interessiert und offen die Entwicklungen verfolgen (schützt auch vor frühzeitiger Demenz). Was anderes erhoffe ich mir nicht.
LG
Madinside